Motivation und Bedarf

Nachhaltige und zukunftssichere Wertschöpfung ist darauf angewiesen, dass Wissen schnell und ohne Hürden in Wertschöpfungsketten zirkuliert, sodass die beteiligten Akteure (Lieferanten, Hersteller, Dienstleister und Endkunden) kollektiv handlungsfähig werden, aufeinander abgestimmte Strategien entwickeln und individuelle wie übergreifende Ziele verfolgen können. Die Digitalisierung ermöglicht eine sehr viel engere Kooperation von Unternehmen in Wertschöpfungsketten, etwa beim Co-Design und dem Co-Management. Die Abstimmung zwischen Unternehmen in Wertschöpfungsketten ist demnach in den Fokus der Digitalisierung und Digitalisierungsforschung gerückt. Um die Potentiale einer auf Grundlage der Digitalisierung stärker vernetzten Zusammenarbeit umfassend zu nutzen, werden neue kollaborative Formen der Arbeitsorganisation gefordert, die mit allen beteiligten Organisationen vereinbar sein müssen. Im Vordergrund stehen dabei bisher jedoch in der Regel dezentrale Wissensmanagementsysteme, die gemeinsam genutzt werden, um den Produktentstehungsprozess zu überwachen, Informationen zu Lagerbeständen in Echtzeit abzurufen oder eine kollaborative Terminplanung zu ermöglichen. Die Entwicklung geeigneter VR-Szenarien erweist sich demgegenüber als eine vielversprechende Lösung, da gegenstands- und prozessbezogene kollaborative Prozesse in Echtzeit bei gleichzeitiger räumlicher Unabhängigkeit niedrigschwellig angestoßen werden können. Im Vordergrund stehen hier der direkte persönliche und interaktive Austausch zu konkreten Themen (z.B. Terminplanung, Produktqualität) und Gegenständen (Produkte, Maschinen etc.). Die Entwicklung und Nutzung von VR-basierten Szenarien in Wertschöpfungsketten zur unternehmensübergreifenden Abstimmung und Kollaboration ist noch wenig ausgebaut und es werden nur kleine Teile der Wertschöpfungskette durch VR unterstützt – etwa das kollaborative Produktdesign. Damit wird jedoch das Potential von VR für umfassendere Möglichkeiten der Kollaboration, Kommunikation und des Wissenstransfers nicht voll ausgeschöpft.

Anwendungsbeispiel

Bei der VETTER Krantechnik GmbH liegt der Fokus auf der Variantenfertigung von Krananalgen. Es besteht ein Produktstamm, der stetig durch die Entwicklung neuer Kranvarianten angereichert wird. Diese Varianten sind zwar immer ähnlich, aber nie gleich. Bestehende Konstruktionen müssen geändert und an neue Anforderungen angepasst werden. Diese Änderungen sorgen dabei ebenso für Änderungen in der Wertschöpfungskette. Beispielsweise ändern sich nachgelagerte Montage- und Wartungsprozesse. Besonders relevant sind dabei ebenso die spezifischen Wünsche und Anforderungen des Kunden. Die Gegebenheiten und die detaillierte Analyse der Problemstellung des Kunden spielen ebenso für die AERO-LIFT Vakuumtechnik GmbH eine entscheidene Rolle. Als über eine Wertschöpfungskette miteinander verbundenen Anwendungspartner soll die Entwicklung der kollaborativen und interaktiven VR-Lösung verschiedene Rollen einnehmen. Die bei der AERO-LIFT hergestellten Vakuumgeräte oder Schlauchheber werden oftmals mit zugekaufter Technologie kombiniert. So werden Schlauchheber meist in Verbindung mit einem Kran zu einer Komplettlösung. Für den Verkauf einer Komplettlösung ist die Betrachtung der möglichen Kombinations- und Anschlussmöglichkeiten und die exakte Schnittstellendefinition für die Schaffung einer Gesamtlösung unerlässlich, jedoch auch mit einem extrem hohen Koordinations- und Zeitaufwand sowohl zwischen den beteiligten Abteilungen (Vertrieb, Projektierung, Konstruktion, Einkauf, Produktion, Service) im Unternehmen als auch unternehmensübergreifend sowohl in Richtung Kunde als auch in Richtung Lieferant verbunden. Ein lückenloser Informationsfluss ist die Basis für das Gelingen der Lösung und soll durch die VR-Chain Lösung ermöglicht werden.